Zu seiner Begründung hieß es: „Weder er, noch seine Kinder sind Mitglieder ohne Parteigliederung. Der deutsche Gruß ,Heil Hitler‘ wird weder von ihm noch von seiner Familie angewendet. Eine Parteizeitung bezieht er offenbar nicht“ und man stellte fest, dass Bergengruen konfessionell zu stark gebunden sei. Der Beschuldigte flüchtete daraufhin in die innere Emigration. 1936 konvertierten der Lutheraner und seine jüdische Ehefrau samt ihren Kindern zum römisch-katholischen Glauben.
Mit seinem Dichterkollegen Reinhold Schneider verband ihn eine enge Freundschaft. Seinetwegen zog Bergengruen nach der Zerstörung seines Hauses in München-Solln durch Bombentreffer 1942 in dessen Jagdhaus nach Achenkirch in Tirol, von 1946 bis 1958 nach Zürich, 1958 nach Rom und schließlich nach Baden-Baden, wo Bergengruen am 4. September 1964 starb und am dortigen Hauptfriedhof die letzte Ruhestätte fand.
Für sein umfangreiches Schaffenswerk erhielt der Dichter zahlreiche Preise und Ehrungen u.a.:
- 1951, Wilhelm-Raabe-Preis
- 1957, Großes Bundesverdienstkreuz
- 1958, Pour le mérite
- 1962, Schiller-Preis
Während Bergengruens Werke in der Nachkriegszeit noch ein Massenpublikum begeisterten, gerieten diese nach seinem Tod zunehmend in Vergessenheit und fanden spätestens in den Sechzigerjahren ihr abruptes Ende.
In seinem Buch „Deutsche Reise“ von 1934 setzte Werner Bergengruen unserer Stadt ein großartiges literarisches Denkmal. Auf seiner Radtour vom Sommer 1933 durch deutsche Städte und Landschaften kam der Dichter auch nach Altötting und besuchte die Gnadenkapelle auf dem Kapellplatz. Beeindruckt vom mystischen Dunkel des Oktogons und den stillen Betern vor dem Gnadenbild, schrieb er in sein Tagebuch „…nur die kleine Gnadenkapelle erhielt sich unversehrt. Sie ist auch jetzt noch das Herz Altöttings, ja, das H e r z B a y e r n s“.
Papst Benedikt XVI., seit seiner Kindheit ein eifriger Marienverehrer, erweiterte 2005 dieses Zitat auf „… u n d e i n e s d e r H e r z e n E u r o p a s “. Der frühere barocke Beiname „Deutsches Loretto“ gehört damit endgültig der Geschichte an.
Porträtfoto von Werner Bergengruen.
Foto: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland