Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Pranckhstraße

Pranckhstraße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger


An der Ostfassade des ehemaligen Neuen Chorherrnstocks erinnert eine prunkvolle Gedenktafel aus schneeweißem Carrara-Marmor an einen Altöttinger Bürger, der im 19. Jahrhundert in diesem Hause geboren wurde und zu höchsten Ehren kam: Sigmund Freiherr von Pranckh. 

Das Denkmal im Stil des Neoklassizismus zeigt den behelmten Kopf eines Kriegers zwischen Eichen- und Lorbeerzweigen, darunter eine Inschrift in ursprünglich vergoldeten Lettern. Sie lautet: 
„In diesem Hause wurde geboren am 5. Dez. 1821 Sigmund Freiherr v. Prankh, kgl. Bayr. General der Infanterie, General Kapitain der Leibgarde der Hartschiere, der sich insbesondere während der Jahre 1866 bis 1875 als Kriegsminister hohe Verdienste um die bayrische Armee erworben hat“.

Gedenktafel an Sigmund Freiherr von Pranckh an dessen Geburtshaus.

Wer aber war diese hochgestellte Persönlichkeit?
Sigmund Lothar Gottlieb Nikolaus Freiherr von Pranckh (auch: Prankh oder Prank), so sein voller Name, entstammte einer bayerischen Linie einer altadeligen Familie aus der Steiermark, deren Ahnenreihe bis ins frühe Mittelalter zurückreicht. Sein Vater, kgl. Kämmerer und Obrist-Lieutenant in bairischen Diensten, bezog nach seinem Rücktritt vom Militärdienst die Wohnung im heutigen Dekanatshaus, wo Sigmund von Pranckh als elftes Kind das Licht der Welt erblickte. Jahre später zog die Familie nach Landshut, wo sein Vater 1831 starb. Der junge Sigmund besuchte dort die Stadtschule und entschied sich im Alter von 13 Jahren für den Soldatenberuf. Er erhielt seine militärische Erziehung im Kadettenkorps und trat 1840 als Junker in die Armee ein, wurde 1841 zum Unterleutnant, 1848 zum Oberleutnant und 1849 zum Hauptmann befördert. 1855 stieg er vom Major zum Oberstleutnant und schließlich zum Oberst und zum Befehlshaber des 3. Infanterie-Regiments auf.

Portrait von Sigmund Freiherr von Pranckh

Zum Kommandeur des Leibregiments versetzt, führte er dieses 1866 in den Krieg gegen Preußen, währenddessen er als Generalmajor zum Kriegsminister aufstieg und erstmals das bayerische Heer reformierte. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 arbeitete von Pranckh mit aller Kraft an der Neuorganisation des bayerischen Heerwesens (Wehrpflicht, Mobilmachung, neueste Waffen). 

Als Vertreter Bayerns half er in Versailles mit, die Grundlagen für das neue deutsche Reich zu schaffen. 1875 wurde er General der Infanterie, legte aber im selben Jahr wegen innenpolitscher Auseinandersetzungen sein Amt nieder, 1876 wurde von Pranckh zum Generalkapitain der Hartschier-Leibwache berufen.


Pranckhs letzte Lebensjahre waren getrübt durch seinen schlechten Gesundheitszustand, den er durch längere Kuraufenthalte zu bessern versuchte. Ein schmerzhaftes chronisches Magenleiden setzte am 8. Mai 1888 seinem Leben ein Ende. 

Mit großem militärischem Zeremoniell nahmen die Bayern Abschied von einem ihrer größten Persönlichkeiten. Am Alten Münchner Südfriedhof fand Freiherr von Pranckh seine letzte Ruhestätte. Prinzregent Luitpold würdigte den Verstorbenen mit einer Marmorbüste im Armeemuseum (1893). Auch der Friedensengel in München-Bogenhausen erinnert an seine Verdienste. Die Vaterstadt Altötting ehrte Freiherr von Pranckh mit einer Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus (1889) und einer Straßenbenennung (1904).


Fotos: Stadtarchiv