Seinen spektakulären Einzug in die Wallfahrtsstadt im Jahre 1651 schildert der inzwischen von Kaiser Leopold III. geadelte Megerle in einem Brief an Paris Graf von Lodron: „...mit 14 Wägen voll gietter (Güter) und haußfahrnuß (Hausrat) bin ich nach Altötting khomen, so dass man vermeinte, ich wert aller Chorherrn Heisser damit anfillen“. Die Zimmer, die er im Alten Chorherrenstock beziehen sollte, lagen aber im rückwärtigen Trakt des Hauses der heutigen Antonius-Buchhandlung. Trotz wiederholten Ansuchens konnte er nur von 1665 bis 1667 die dem Kapellplatz zugewandte Wohnung beziehen, deren Butzenscheibenfenster jedoch wiederum seiner schlechten Sehkraft hinderlich waren und er deshalb um lichtere Fenster nachsuchte. In seinem „Studio-Stübl“ hatte er über dem „Böthstädl“ (Bett) und oberhalb der Tür noch fünf Bücher-„gstöll“, in denen sich die Akten mit all seinen Kompositionen bis an die Zimmerdecke türmten.
Wegen seines cholerisch-aufbrausenden Temperaments verweigerten ihm Propst und Dechant den 1652 freigewordenen Kapellmeisterposten und besetzten ihn mit einem weltlichen Organisten. Sein Musikgenie schien ihn jedoch im Umgang mit seinen Vorgesetzten und Kollegen öfters übers Ziel hinaus schießen haben lassen. So musste ihn am 25. Mai 1662 der damalige Stiftspropst, Bischof Albert Sigmund von Freising, seine in der Kapitelversammlung wegen einer Wohnungsdifferenz verübte Ungebührlichkeit und Grobheit allen Ernstes ermahnen, sich „hinfürters“ sowohl gegen seine Chorbrüder als „vorderist“ gegen das gesamte Kapitel respektvoller und bescheidener aufzutreten. Auch konnte Megerle mit seinem stattlichen Vermögen schwerlich umgehen, so dass er mehr und mehr verarmte. Vergrämt und verlassen von seinen geistlichen Mitbrüdern mit Ausnahme seines Neffen, des berühmten Wiener Hofpredigers Abraham a Sancta Clara, der ihn öfters besuchte, verzichtete er 1676 auf das Kanonikat und starb am 29. Mai 1680.
Sein Epitaph aus Rotmarmor mit dem Hüftbild des Verstorbenen, Wappenschild und selbstverfasster Grabinschrift befindet sich im Kreuzgang nahe dem Südausgang. Abraham Megerle hinterließ an die 2000 Werke, deren Musiksprache barocke Experimentierfreude und Klangschönheit widerspiegelt. Die Stadt Altötting ehrte das Musikgenie und benannte nach ihm eine Straße.
Abraham Megerle
Foto: Wasserburger Stimme