Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Königsfeldstraße

Königsfeldstraße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger

Joseph Anton Graf von Königsfeld, geboren am 6. Januar 1749, war von 1791 bis 1803 der 39. und letzte Propst des Kollegiatstifts bis zu dessen Aufhebung in der Säkularisation. Er starb am 6. Dezember 1805 im 57. Lebensjahr zu Altötting und ist auf dem Michaeli-Friedhof bestattet. Sein prächtiges Grabmonument im klassizistischen Stil befindet sich an der Südseite der Kirche neben der Eingangsvorhalle. Vor einer Pyramide hält eine verhüllte Frauengestalt, die Personifikation der Trauer, Urne, Stifts-und Stammwappen, Mitra und Krummstab.

Bild von Graf von Königsfeld

Die Grabinschrift lautet:
                                                  
Hier ruhet
der Hochwürdig und Hochgebohrene Herr
Joseph Anton des H. R. Reichs Graf von
Königsfeld
Auf Zaitz und Pfakofen Kurpfalzbairisch wirkl. Geheime Rath
des hohen Ritterordens des H. Georgs Großkomenthur, dann dessen
und des dießortigen Kollegiatstiftes infulirter und letzter Probst
und gem: Hochlöbl. Landschaft Verordneter, dann des hohen
Domstiftes in Freysing Kapitular
Er ware gebohren den 6ten Brachmon. 1749 starbe den 6ten Christmon. 
1805 oder lebt vielmehr noch durch seine Herzensgüte und Wohlthätigkeit
in dankbarem Angedenken Unzähliger.

Grabmonument von Graf von Königsfeld

Eine Anekdote erinnert noch heute an den französischen Kaiser Napoleon, den damals mächtigsten Potentaten der Welt, der vom 28./29. Oktober 1805 in der Beletage der Stiftsdechantei (Administrationsgebäude) sein Nachtquartier nahm.

Graf von Königsfeld hatte bei Napoleon um eine Audienz gebeten, um über die Plünderungen und Gewalttaten der französischen Soldateska Klage zu führen, die sein Herrengut in Marienfeld verwüstet hatte. Doch seine untertänigst  vorgetragene Bitte um Entschädigung fand beim Korsen kein Gehör. Nach einer kurzen Pause erteilte er ihm eine barsche Abfuhr mit den Worten: „C`est la guerre“ (das ist der Krieg). Der geistliche Herr war damit entlassen. Ein Adjutant geleitete Königsfeld zur Treppe. Napoleon war nämlich Soldatenkaiser und fühlt sich als einer der ihren. 

Wenige Wochen nach seinem Hinauswurf starb Graf von Königsfeld am 6. Dezember 1805 an Nervenfieber, vier Tage nach dem Sieg Napoleons in der berühmten Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz. 


Quellen: Stadtarchiv Altötting