Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Herzog-Arnulf-Straße

Herzog-Arnulf-Straße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger

Die Herzog-Arnulf-Straße zweigt von der Konventstraße in Höhe der Karolinger Straße nach Westen ab, führt am Altenheim St. Klara vorbei und mündet in die Holzhauser- bzw. Raitenharter Straße ein.

Nachdem Markgraf Luitpold der Schyre 907 an der Spitze des bayerischen Heerbanns in der Schlacht gegen die Ungarn bei Pressburg gefallen war, übernahm im Sommer des gleichen Jahres dessen ältester Sohn Arnulf (*um 880; +14.Juni 937) die Führung des Herzogtums und erwies sich dabei als kraftvoller Herrscher. Er beanspruchte jedoch nicht mehr den untergeordneten Titel seines Vaters, sondern nannte sich selbstbewusst „DVX BAIOVVARIORVM d. h. Herzog von Bayern“.

Portrait Herog Arnulfs von Bayern

Durch die Niederlage in der Schlacht von Pressburg wurde nicht nur das gesamte bayerische Heer vernichtet, sondern es blieb auch die Ostflanke des Herzogtums derart ungeschützt, dass die pannonischen Reiterhorden in den Folgejahren immer wieder einfallen und das Land verwüsten konnten.

Auch Ötting blieb davon nicht verschont. Über den ersten Ungarnsturm 907 berichtet der bayerische Geschichtsschreiber Aventin in seiner „Chronik von Alten Oting“ (1519): „Neben andern steten und clöstern ward auch das königlich geses, die stat Oting und das closter geplündert und verprent. Allain ist die capelln unser lieben frauen, das noch den namen Alten Oting hat, belieben und die vorstat, itzt Oting, ist hinwider zu einer stat, die Neuen Oting haist, gepauen.“.

Die ständige Bedrohung vor neuen Raubzügen führte bei der verängstigten Bevölkerung auf dem Land zum Bau von sog. Ungarn-Refugien, in der Heimatforschung auch als „Abschnittsbefestigungen“ mit Wall und Graben bekannt, wie z. B. im Wald bei Troßmating.

Reliefverziertes Medaillon vom Chorgestühl der Stadtpfarrkirche Altötting von Benedikt Kapfer aus Trostberg (1792)

Im Jahre 909 besiegte Herzog Arnulf die Magyaren am Unterlauf der Rott und 910 bei Neuching im Landkreis Erding. Von seinen schwäbischen Onkeln Erchanger und Berthold unterstützt, brachte er den Ungarn 913 auf dem Mordfeld, nordwestlich von Ötting eine vernichtende Niederlage bei, von der diese sich bis zur Entscheidungsschlacht auf dem Lechfeld (955) nicht mehr erholten. Im ehemaligen Altöttinger Heimatmuseum waren zahlreiche kleine Hufeisen zu sehen, die angeblich auf dem bis heute nicht lokalisierten Schlachtfeld aufgelesen wurden. Nach Aventin soll auch der Flurname „Mordfeld“ an dieses blutige Ereignis erinnern.

917 wurde Herzog Arnulf vom Heer seines Stiefvaters, König Konrad I., mit dem er sich überworfen hatte, im eigenen Land besiegt und musste sich bei den einst mit ihm verfeindeten Ungarn, mit denen er sich inzwischen ausgesöhnt hatte, Zuflucht nehmen. Erst nach Konrads Tod im Jahre 918 kehrte Arnulf in seine Heimat Bayern zurück. Aber auch den seit 919 regierenden König Heinrich I. wollte Arnulf nicht anerkennen. Er beugte sich ihm erst, als dieser mit seiner Heeresmacht gegen Regensburg zog, wo er mit ihm Frieden schloss. Von nun an war das Verhältnis zwischen König und Herzog harmonisch, aber wohl nur deshalb, weil Heinrich dem Bayernherzog eine unbeschränkte Machtfülle und Selbständigkeit einräumte. Diese nutzte Arnulf dazu, sich durch rigorose Säkularisierung kirchlicher Besitzungen Finanzmittel zum Neuaufbau seines Heeres zu verschaffen, was ihm von einem mönchischen Chronisten den Schimpfnamen „der Böse“ eintrug.

Hunnen-Hufeisen, die auf dem Mordfeld gefunden wurden.

Herzog Arnulf von Bayern starb am 14. Juli 937 in Regensburg und wurde in der Kirche St. Emmeram begraben. Der Landshuter Geschichtsschreiber Veit Arnpeck vermerkt dazu in seiner Chronik, die Mönche von St. Emmeram hätten den Leichnam Herzog Arnulfs zwar prächtig in ihrem Kloster bestattet, aber in der Nacht wären die Teufel gekommen und hätten mit infernalischem Getöse verlangt, ihnen die sterblichen Überreste des vermaledeiten Herzogs auszuliefern. Die Mönche hätten hierauf die Leiche ausgegraben und sie vor die Tür des Klosters gesetzt. Alsbald wären die bösen Geister wieder gekommen, hätten den entseelten Leib  unter höllischem Lärm durch die Lüfte bis zu seinem Stammschloss Scheyern entführt und ihn dort in den See geworfen, der noch heute „Teufelssee“ heißt.

 

Quellen:
Stadtarchiv Altötting
Kulturdatenbank Regensburg