Von Regensburg aus begab sich Hans Sachs als einer, der schon einige Meisterlieder vortragen konnte, per Schiff donauabwärts in die Dreiflüssestadt Passau, sodann innaufwärts bis Braunau, wo in ihm die Lust aufs Dichten wuchs. Hier erfand er seinen ersten „Ton“, die Strophenform der sog. Silberweise. Weiter ging es ins nahe Ried, wo er den „güldenen Ton“ fand. Nächstes Wanderziel war das oberösterreichische Wels. Von dort zog er südwärts nach (Reichen-)Hall und Salzburg, wo ihn die neue Erfindung Gutenbergs, eine Buchdruckerei, stark beeindruckte.
Über die einstige Residenzstadt Burghausen und den damals gerade aufblühenden Wallfahrtsort Oetting, den er offenbar nicht zur Kenntnis nahm, kam Hans Sachs nach Landshut, wo er sich längere Zeit aufhielt. In seinen späteren Lebensjahren gedachte er dieser Stadt und des benachbarten Dorfes Ergolding in einigen Schwänken, z.B. „Die Yserbruck zu Landshut“ (1562) oder „Der faule Fritz im Kalter“.
Von Landshut aus führte ihn sein Wanderweg als fahrender Gesell in die damals etwa 15.000 Einwohner zählende herzogliche Residenzstadt München, wo er am Stephanstag 1513 eintraf. In seinem autobiographischen Spätwerk „Valete“ fasste er seine Wanderzeit in folgenden Versen zusammen:
„Als meine Lehrzeit vollendet war,
Tät ich meinem Handwerk nach wandern
Von einer Stätte zu der andern:
Erstlich gen Regensburg und Braunau,
Gen Salzburg, Hall und gegen Passau
Gen Wels, München und Landshut
Gen Oetting und Burghausen gut.“
Mit 20 Jahren hatte der auf Freiersfüßen wandernde Schuhmachergeselle neue Strophenformen erfunden, sodass er in München und später in Würzburg und Frankfurt als Leiter von Meistersinger-Treffen auftrat und berühmt wurde.
Weitere Wanderwege führten Hans Sachs an den Mittel- und Niederrhein. Danach ließ er sich endgültig in seiner Heimatstadt nieder und heiratete 1519 die 17jährige Kunigunde Kreutzer, aus deren Ehe sieben Kinder stammten. Ab 1520 betrieb der frischgebackene Schuhmachermeister ein eigenes Geschäft.