Es ist bereits praktizierte Tradition, dass am Karfreitagabend die Evangelische Kantorei ein Konzert mit für diesen Tag passender Stückeauswahl musiziert. Das Hauptwerk des Abends wird die “Markus-Passion“ von Reinhard Keiser sein, einem nur wenig bekannten barocken Komponisten, dessen Passion insofern von Johann Sebastian Bach geadelt wurde, als er eine Bearbeitung des Werkes vornahm und es auch selbst aufführte. Erst am Braunschweiger Hof angestellt übernahm Keiser von 1678 bis 1728 die Leitung des ersten deutschsprachigen Opernhauses in Hamburg. In dieser Zeit entstanden von ihm mehr als 100 Opern. Nach 1728 gelangte er an den Hamburger Dom und komponierte dort geistliche Musik bis zu seinem Tod im Jahre 1739. Die Markus-Passion entstand vermutlich aber bereits im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Das Werk besticht durch ausdrucksstarke Solo-Arien, die den jeweiligen Affekt widerspiegeln und dramatischen Turbachören, die das Volk symbolisieren. Anstelle der Rezitative wird die Handlung der Passion auf verschiedene SprecherInnen verteilt.