Zum Beginn der Ausstellung "Gläserne Seele" gab der Künstler Sigi Franz im Gespräch mit Moderatorin und Kunsthistorikerin Barbara Weis und Ersten Bürgermeister Stephan Antwerpen Einblicke in seine Kunst und seine Lebenseinstellung.

Das komplette Gespräch mit Hintergründen zur aktuellen Ausstellung finden Sie in der Allround-TV Mediathek.

Der Bogen der Ausstellung spannt sich von einem seiner ersten Werke, dem großen Magier Merlin über amorphe, nicht gegenständliche Gläser bis zu den berühmten Totenschädeln als Vanitas Symbole und Memento Mori. Nicht gut Verkäufliches, nicht bequeme Kunstwerke – auch das zeichnet Sigi Franz aus. Der mythische Magier Merlin entstand in der Nacht vor der Eröffnung seiner Werkstatt und hat einen besonderen Platz im Schauraum. Der Magier strahlt eine Ruhe und Kraft aus, die den Raum überstrahlt. Das Geheimnisvolle, das einen Magier umgibt, trägt Franz in die heutige Zeit. Die berühmten Glasbläser aus Murano waren stolz auf ihren Status als Künstler und Alchemisten und es gibt wohl Niemanden, der so stark in dieser Tradition des Berufszweiges steht, wie Sigi Franz. Die folgenden Jahre spiegeln seine Beschäftigung mit den Sinnfragen des Lebens. Ein Fötus in einem gläsernen Totenschädel lässt tief blicken. Franz ist belesen, er zitiert aus jahrhundertealten Büchern über die Herstellung von Glas ebenso wie aus Aufsätzen der aktuellen Hirnforschung. Er glaubt an das große Ganze und das spiegelt sich in seinem Werk.

Sigi Franz arbeitet mit einem resistenten aber empfindlichen Material, das er meisterhaft beherrscht. Das fragilste aller Materialien im Kunsthandwerk steht auch für eine Einstellung von Franz. Er lebt seinen Beruf. Oft erinnert er seine Besucher an die Vergänglichkeit des Lebens und die Zerbrechlichkeit - alles ist vergänglich, alles fließt. Eine positive Einstellung zum Leben und zur Natur ist ihm wichtig. Er mahnt nicht, er ruft auf. Verbunden mit einer Portion Charme, seiner Stärke, seinem Feuer und das ein oder andere Mal mit passender musikalischer Untermalung, wird Franz nicht müde für Offenheit und Toleranz zu werben und die Schicksalsschläge des Lebens anzunehmen. Es ist ihm oft wichtiger als der Verkauf, scheint es, dass die Besucher eine Portion Menschlichkeit mit nach Hause nehmen.

Seine Arbeit und sein Umgang mit Glas ist ein Aufruf zur Achtsamkeit. Seine fragilen Kugeln und Tropfen aus feinstem gesponnenen Glasnetzen spiegeln das wieder, stehen aber nicht nur für das zarte Lebensnetz, sondern auch das Netzwerk an sich.

Die Glaskunst von Sigi Franz ist über den Landkreis hinaus bekannt. Bestellungen aus den USA werden ebenso aufgenommen, wie Spezialanfertigungen weit über unsere Landesgrenzen. Seine virtuosen Kenntnisse sind weltweit bekannt. Große Namen lassen sich gern mit Franz ablichten, wie die Fotowand beim Eintritt in den Burghauser Schauraum zeigt. Franz zeigt sich in dieser Hinsicht bescheiden. Wenige wissen, dass seine Werke an namhaften Orten und Ausstellungen, wie dem Kunstpalast Düsseldorf, der Art Basel, der Berlin Art Week und der Biennale in Venedig zu sehen waren.

Zeitgenössische Künstler, wie Bernhard Martin und Pia Marea Räder arbeiten mit Franz zusammen. Auch die Familie Swarowski lässt in Burghausen fertigen.

Die Werkstatt ist Heimat und Seelenort zugleich. Niemand geht ohne ein glückliches Lächeln, ohne von seiner besonderen Art und Ausstrahlung etwas Kraft mitzunehmen und oft genug mit neuen Fragestellungen und Ansätzen über das Leben. Zu diesem zeitgenössischen, geheimnisvollen Alchemisten und virtuosen Künstler mit den großen Weisheiten des Lebens kommt man immer wieder, blickt tief in seine Seele und sein Denken und lässt selbst auch immer tiefer blicken. In dieser Tradition steht auch die Ausstellung in der Stadtgalerie Altötting. Ein tiefer Blick in die gläserne Seele von Sigi Franz, aber auch Reflexion und Spiegel für jeden Besucher. Faszination und Staunen über die filigranen Details und gläsernen Kunstwerke inbegriffen.