Eine Panoramaaufnahme von einem Ausschnitt des Jerusalem Panoramas in Altötting.
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Panorama mit Gerhard Polt

von Cornelia Stern

Das Panorama oder wo Gerhard Polt die Hühner freiließ

Ein Kunstwerk, dessen Wert noch gar nicht angemessen geschätzt wird – ein Geheimtipp sozusagen, unser Panorama! Den Altöttinger Gerhard Polt Fans ist es vielleicht bekannt, weil er sich als Kind mit seinem Freund einen Scherz erlaubte und dort Hühner freiließ, den Gläubigen, weil es das antike Jerusalem und die Kreuzigungsszene Christi sehr eindrücklich darstellt, und den Kunstfreunden, weil es ein einzigartiges Gesamtkunstwerk aus Architektur, Malerei und Bühnenbildnerei ist.
Mich fasziniert, wie die Künstler es schafften mit den damals bekannten technischen Mitteln eine so authentische Stimmung zu kreieren, den Betrachter sozusagen zum Zuschauer zu machen, ihn ergriffen teilnehmen zu lassen am biblischen Geschehen.
Gebhard Fugel, der Erbauer des Panoramas, setzte die Tradition der Panoramen fort, die einst als Vorläufer des Kinos galten, weil sie Landschaften und historische Ereignisse auf riesigen Leinwänden abbildeten, die von einem Ort zum anderen verbracht wurden, dabei die Menschen vielerorts erfreuten.

Eine Innenaufnahme von dem Jerusalem Panorama in Altötting.

Durch die mehrmaligen Auf- und Abbauten war ihre Lebenszeit allerdings sehr begrenzt, deshalb sind kaum noch welche erhalten. Dem Altöttinger Panorama blieb dieses Schicksal erspart, denn das 12 x 95 Meter große Rundgemälde war zum Verbleib im heute noch bestehenden Gebäude von 1902 gedacht. Es ist heute das einzige noch im Original erhaltene Panorama mit religiöser Thematik in Europa und steht unter dem Kulturgutschutz der UNESCO in Paris und dem Denkmalschutz des Freistaates Bayern.
Eine äußerst raffinierte Lichtführung – natürliche Beleuchtung, kein elektrisches Licht – durch ein mattiertes Glasband, so dass kein direktes Licht auf die Leinwand fällt, verändert die Stimmung je nach Tageszeit und Sonnenstand. Und wer nachempfinden möchte, wie schwierig es gewesen sein muss, die ausdrucksstarken Figuren in die Landschaft zu malen und auf den Zuschauer entsprechend wirken zu lassen, der möge unterhalb der Bühne hinter die Kulissen schauen, wo die Farbtöpfe und Werkzeuge noch stehen, als hätten die Künstler den Ort gerade erst verlassen.

Das Altöttinger Jerusalem Panorama in der Aussenansicht.