Gedenktafel am Dekanatshaus

Weil sie ohne unmittelbaren Bezug zum Wallfahrtsgeschehen ist, führt eine Gedenktafel aus weißem Marmor am Neuen Chorherrenstock (Dekanatshaus) eine etwas zurückgezogene Existenz. Sie ist dem General der Infanterie und Generalkapitän der Hartschiergarde Siegmund Freiherr von Pranckh gewidmet, der in der Zeit von 1866 bis 1875 das Amt des bayerischen Kriegsministers inne hatte.

Für Seine Majestät, dem am Kriegerischen wenig interessierte König Ludwig II., musste er das militärische Fazit aus den deutschen Einigungskriegen ziehen und deutliche Defizite kompensieren.

Insbesondere das österreichisch-bayerische Desaster des 66er-Krieges - die preußischen Truppen waren nicht nur schneller aufmarschiert (Stichwort: Eisenbahn), sie hatten, dem Volksmund entgegen, doch schneller geschossen und sogar im Liegen nachgeladen (Stichwort: Dreyse`sches Zündnadelgewehr) - führte zu einer Heeresreform, an der General von Pranckh federführend beteiligt war.

Neben Änderungen in Taktik, Waffen und Gerät brachte insbesondere das neue Wehrgesetz – nach preußischem Muster - die Bevölkerung 1868 in Wallung. Gestreute Fehlinformation, man würde seinen Fahneneid letztendlich auf den König von Preußen ablegen und gar am Ende protestantische werden, führten u.a. in Burghausen, Trostberg und Altötting zu Aufruhr.

Die öffentliche Ordnung konnte in der Wallfahrtsstadt nach Tumulten im Zuge einer musterungsähnlichen Kontrollversammlung nur durch Entsendung einer Eskadron des Freisinger Chevauleger-Regiments wiederhergestellt werden. Für seinen Wohnort Traunstein, alias „Dürnbuch“, hat Ludwig Thoma zu parallelen Geschehnissen die unglückliche Rolle der örtlichen Bürgermilitärs in der satirischen Erzählung „Krawall“ mit spitzer Feder zu Papier gebracht.

Sie brachten den braven Landwehrsoldaten den wenig rühmlichen Beinamen „Fronleichnams-Paradestatisten“ ein. Heuer am 5. Dezember jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des Freiherrn Siegmund von Pranckh, des ersten Kriegsministers des bayerischen Märchenkönigs.