Genau diesem kriminellen Selbstbild hingen auch die beiden Ganoven von der Spree nach, die in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1921 – also vor genau einhundert Jahren! - in die Schatzkammer der Altöttinger Stiftspfarrkirche einstiegen. Vom romanischen Portal aus bohrten sie in die Kirchentüre ein faustgroßes Loch, um die Sperrvorrichtung zu überwinden. Aus dem Kirchenraum gelangten sie vor die Schatzkammer, deren Mauer sie an einer Schwachstelle durchbrachen. Insbesondere hatten es die Knastbrüder Fritz Priebe und Otto Behrens auf das Prunkstück der Sammlung, das einzigartige „Goldene Rössl“, abgesehen. Um den Abtransport der Beute zu erleichtern, war das Marienaltärchen dilettantisch zerteilt und erheblich beschädigt worden. Zum Verhängnis wurde dem Gaunerduo eine einfache aber dennoch effektive, elektrische Alarmanlage, die die Gendarmerie alarmierte. Bei der Festnahme der bewaffneten Täter kam es zu Abgabe von Schüssen durch die Polizei. Priebe verstarb elf Tage nach der Tat an den Folgen seines Bauchschusses. Behrens erholte sich von einem Beckenschuss und wurde im Jahr 1922 wegen des Deliktes zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.