Die Stiftspfarrkirche mit ihren „Gockel“-Türmen
Die Stiftspfarrkirche mit ihren „Gockel“-Türmen
Bei Stadtführungen wird man öfter gefragt: „Warum Gockel und nicht Kreuze?“ Die beiden feuervergoldeten Hähne auf den Türmen der Stiftskirche sorgen oft für Verwunderung bei Pilgern und Touristen. Die Erklärung ist nicht Altötting spezifisch, sondern gilt für alle „Gockel“-Türme.
Am höchsten Punkt des Turmes angebracht und weithin sichtbar, spricht man dem Hahn die Rolle des Verkünders zu. Aus Sicht des Christentums deutet der Hahn nicht nur auf den kommenden Tag hin, sondern auch auf ein Ende von Sünde und Tod und somit auf das nahende ewige Leben.
Der Hahn soll also, gleichsam wie das Kreuz, direkt an Jesus erinnern. Mit der Verleugnung Jesu durch seinen Apostel Petrus hat der Wetterhahn nichts zu tun, auch wenn es oft so vermutet wird.
Einen Unterschied zwischen den beiden Hähnen auf den Turmspitzen der Stiftspfarrkirche gab es allerdings doch. Der südliche Gockel erstrahlte in goldenem Glanz, während sein Gegenüber im Norden geschwärzt war. Diese Besonderheit hat ganz einfach damit zu tun, dass in den nördlichen während eines Gewitters der Blitz einschlug.
uch Wetterhähne brauchen ab und an ein sog. „Facelifting“. So hat man 2014 die renovierungsbedürftigen Hähne mit den beiden Kugeln, auf die sie montiert waren, abgenommen und in der Nordkugel einen Zylinder mit Deckel vorgefunden.
Nach anfänglichem Klappern und Scheppern konnte schließlich nach dem Aufschneiden der Kugel das Geheimnis gelüftet werden. Man fand darin ein Schriftstück, fein säuberlich beschrieben und unterzeichnet von Msgr. Alfons Grüneis, der 1963 Stiftspropst und Stadtpfarrer in Altötting war.
Außerdem wurden gefunden: Ein kompletter DM-Satz, 20 Goldmark Deutsches Reich von 1894, Wilhelm II, Deutscher Kaiser und König v. Preußen, 10 Goldmark Deutsches Reich von 1879, Ludwig II König v. Bayern und 5 Goldmark Deutsches Reich von 1877, Ludwig II, König v. Bayern sowie ein kunstvoll verziertes Reliquiar-Medaillon der Hl. Theresia und des Bruder Konrad von Parzham. 1963 haben beide Türme ein neues Dach erhalten und so hat man diese Beigaben als sog. Zeitzeugen im Inneren der Kugel deponiert.
Bei einer Renovierung der beiden „Gockel“ auf den Türmen der Stiftskirche im Jahre 2014 wurden dann – zusätzlich zu den vorgefundenen Gegenständen - wieder Schriftstücke und ein Satz Münzen - natürlich Euros - hinzugefügt. Zudem hat man zur Erinnerung an Papst Johannes Paul II. und an Papst Benedikt XVI. je eine Gedenkmedaille anlässlich ihres Besuchs in Altötting in dem Zylinder deponiert. Diese Zeitzeugnisse werden dann bei der nächsten Öffnung wieder für Überraschung sorgen.
Bei dieser Gelegenheit wurden auch beide „Gockel“ wieder neu vergoldet, sodass sie nun wieder um die Wette strahlen.