Prunk und Protest - Warum der Marienbrunnen nicht nur Freunde hatte
Prunk und Protest - Warum der Marienbrunnen nicht nur Freunde hatte
Als der Dreißigjährige Krieg, die Urkatastrophe Europas, am wildesten tobte, war auch der südöstliche Zipfel Bayerns nicht mehr sicher. Die Schweden machten es sich 1632 in München gemütlich und nur der wilde Inn schützte den Wallfahrtsort Altötting vor den feindlichen Truppen. In dieser Notsituation beschloss unser Kurfürst Maximilian schweren Herzens, das hochverehrte Gnadenbild in das sichere Salzburg bringen zu lassen. Ein halbes Jahr lang harrte die Schwarze Madonna im Dom zu Salzburg aus, sehr zur Freude des dort amtierenden Erzbischofs Paris Graf von Lodron. Soweit die Vorgeschichte.
Zu dieser Zeit befand sich an der Stelle des Marienbrunnens ein bereits 1627 erbauter Schöpfbrunnen für die täglichen Belange der Bevölkerung, der mittels Bleirohren aus den 3 km entfernten Quellen bei Graming gespeist wurde. Als der Erzbischof von Salzburg 1637 beschloss dem Wallfahrtsort einen prunkvollen, barocken Marmorbrunnen zu stiften, war der Ärger vorprogrammiert.
Der Wasserverbrauch stieg enorm und es mussten neue Leitungen verlegt werden.
Holzstämme mussten ausgehöhlt und mit eisernen Reifen exakt zusammengesetzt werden. Zu dieser Arbeit wurden, wie schon zehn Jahre zuvor, die Hofmarksuntertanen verdonnert. Es kam zum Protest. In einer Ständegesellschaft eher ungewöhnlich. Ich gebe hier den Unmut der Altöttinger sinngemäß, nicht wortwörtlich, wieder: „Die Obrigkeit hat ihre Freude am Spenden, aber mia hamma s`Gschiess. Alloa des Holz beschaffen ist lebensg´fährlich. Lasst´s uns bitte in Ruah, mia hamma koa Zeit, mia hamma schließlich a andere Arbeit a no und miass ma uns um unsere Felder kümmern. Und wenn´s scho unbedingt sei muass dann zahlt´s wenigstens für unsere Arbeit.“
Den Frondienst sind wir Gott sei Dank los und freuen uns heute an unserem schönen Marienbrunnen, der vor allem die Kinder zum Klettern und Wasserplantschen anregt. Fehlt nur noch, dass die Besucher rückwärts eine Münze reinwerfen, denn Altötting ist immer wieder einen Besuch wert.